DER MIT DEM LEHM TANZT
„Der Maler und Schauspieler Jürgen Draeger ist ein Stück jüngerer deutscher Kulturgeschichte.“ (Berliner Morgenpost)
Das Thema zum diesjährigen „Tag des offenen Denkmals“ heißt „Farbe“ und findet am Wochenende 13./14. September 2014 in Berlin statt. Für den Maler und Kunstpreisträger Jürgen Draeger ist das ein idealer Anlass, sein denkmal geschütztes Atelier im historischen Rathenau-Saal im einstigen AEG-Industriegebiet an der Spree in Berlin Oberschöneweide für Besucher zu öffnen, um seine aktuellen Gemälde der Öffentlichkeit zu präsentieren.
Vor drei Jahren entdeckte der Künstler die älteste Farbe der Menschheit, die längst vergessen war: Lehm. Nach zwei Jahren des Experimentierens gelang es dem Künstler mit der Lehmfarbe ungewöhnliche Bildwerke zu erschaffen, die wie monolithische Urlandschaften ohne menschlichen
Einfluss auf uns wirken.
Draegers bisheriger Realismus ließ sich mit der Lehmfarbe nicht mehr fortsetzen. Dafür entstanden Kompositionen aus der verborgenen Tiefe einer sensiblen Künstlerseele. Es gab große Glücksmomente, wenn die Farbe die Liebe des Malers erwiderte: dann wurde
Jürgen Draeger der Mann, der mit dem Lehm tanzt.
Infos zum ehemaligen AEG-Industriegebiet finden Sie auf:
www.industriesalon.de
Ausstellungsort:
ATELIER Draeger im Rathenau-Saal
Wilhelminenhofstr. 83-85
Atelierhaus 79, Aufgang B, 1. OG / gegenüber von LIDL
12459 Berlin-Oberschöneweide
Öffnungszeiten: Sa. 13. / So. 14.08.14 | 11 - 17 h
Mehr Infos auf: www.atelier-draeger.berlin
Für den Berliner Künstler Jürgen Draeger war es ein ungewöhnliches Ereignis, dass er 1990 den Friedensnobelpreisträger Willy Brandt auf seiner retrospektiven Reise nach der Wiedervereinigung in die Neuen Bundesländer als Maler begleiten durfte. Als Regierender Bürgermeister (1957-66) von Berlin hatte Willy Brandt die frühe Karriere des Malers in der geteilte Hauptstadt verfolgt, da sich Jürgen Draeger speziell mit sozialkritischen Themen auseinander gesetzt hatte. Die erste persönliche Begegnung fand 1959 auf der Großen Berliner Kunstausstellung statt. Mit 18 Jahren war Draeger der jüngste Teilnehmer in der Präsentation zeitgenössischer Kunst. Anlässlich des 100. Geburtstages von Willy Brandt am 18. Dez. 2013 wurde unter der Schirmherrschaft des Regierenden Bürgermeister von Berlin Klaus Wowereit die Kunstausstellung am 26. Nov. 2013 um 11:30 h eröffnet.
13.571 Besucher sahen in 23 Tagen die Portrait-Ausstellung im Roten Rathaus Berlin. Das Willy-Brandt-Haus in der Wilhelmstraße und die Bundeskanzler-Willy-Brandt-Stiftung / Forum Willy Brandt Berlin unter den Linden hatten zuvor die Portrait-Ausstellung abgelehnt.
Im Säulensaal wurde die Laudatio über den Künstler Jürgen Draeger vom Regierenden Bürgermeister von Berlin Klaus Wowereit (rechts) gehalten. In der Mitte der Künstler Draeger neben ihm links Dominic Ortelt, der das Ausstellungsdesign entworfen hatte.
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Der Film zur Ausstellung |
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TV Beitrag im rbb zur Aussstellungseröffnung - Abendschau 19:30 Uhr am 26.11.2013 |
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Mehr Informationen über die Entstehungsgeschichter der Brandtportraits finden Sie hier: REISE-MIT-WILLY-BRANDT
2003 am 20. Mai signierte der Literatur-Nobelpreisträger Günter Grass sein Portrait in Draegers Buch „Lebensläufe“. Die Kohlezeichnung auf handgeschöpften Roma Büttenpapier entstand während einer Lesung am 25. Februar 1990 im Apollosaal der Berliner Staatsoper Unter den Linden in Einverständnis des Schriftstellers.
Rund um den Weissen See entstanden um 1900 gartenstadtartige, moderne Wohnanlagen und machten den Bezirk schnell zu einem beliebten Wohnort. Als Filmproduktionsstätte erlangte Weißensee in der Stummfilmzeit Weltklasse-Niveau. In den legendären Joe May Studios stand Marlene Dietrich erstmals vor der Kamera, Emil Jannings und Lil Dagover drehten hier in ihren großen Stummfilm-Erfolge und hier erblickte das expressionistische "Kabinett des Dr. Caligari" und Fritz Langs "Tiger von Eschnapur" das Licht der Kinoleinwand.
Quelle: www.stadtverfuehrung.de
Am 06. Mai verstirbt in Paris Marlene Dietrich. Als Hommage an die große Diva gibt es vom 28. August bis 30. November eine Ausstellung "Von Weißensee nach Hollywood" im Heimatmuseum von Berlin Weißensee. Jürgen Draeger bekommt das Angebot das Ausstellungsplakat zu gestalten. In der Ausstellung werden drei Marlene Dietrich Portraits des Künstler präsentiert. Die Zeichnungen entstanden 1985 mit Einverständnis der Diva.
Der Künstler begleitet im März 1990 den einstigen Bundeskanzler und Friedensnobelpreisträger Willy Brandt auf dessen historische Reise in die Neuen Bundesländer. Dabei entsteht eine einmalige WILLY-BRANDT-PORTRAIT-SERIE.
Als Höhepunkt der Jubiläumsausstellung LEBENSLÄUFE zum 50. Geburtstag des Malers Draeger soll ein Willy-Brandt-Triptychon in der Rathaus-Galerie Berlin-Tempelhof gezeigt werden. Der CDU-Bezirksbürgermeister Siegmund Jaroch lehnt aus politischen Gründen die Brandt-Portraits ab. Während der Pressekonferenz zur Ausstellungseröffnung äußert der Kunstamtsleiter Christian Ibscher:
„Dies ist die schlechteste Ausstellung des Jahres!“
Entrüstet über diese öffentliche Demütigung ohrfeigt Draeger den Amtsleiter. Es kommt zu einer handgreiflichen Auseinandersetzung.
Schon im Vorfeld wird das vorgesehene Ausstellungsplakat mit einem Zitat aus Jean Genet´s Roman QUERELLE wegen angeblichen pornographischen Inhalts vom Kunstamt Tempelhof abgelehnt. Die Erstauflage wird vernichtet, eine zensierte Neuauflage muss der Künstler selbst bezahlen.
Der Festakt zu Draegers Jubiläumsausstellung "Lebensläufe" wird abgesagt. Der Bezirksstadtrat und heutige Regierende Bürgermeister von Berlin Klaus Wowereit darf die Laudatio nicht halten. Durch einen Gerichtsbeschluss mussten die Brandt-Portraits gegen den Willen des Bezirksbürgermeisters gezeigt werden. Die Rathausregierung erhob gegen Draeger eine Klage wegen Hausfriedensbruch und Körperverletzung. Der Künstler wird zu einer hohen Geldstrafe verurteilt. Den täglichen Besuch seiner eigenen Ausstellung muss er sich juristisch erkämpfen.
Draegers Ausstellung wird ein Publikumsrenner.
Zur Ausstellung erscheint vom Janssen Verlag das 80-seitige Buch zur Ausstellung "Lebensläufe" mit Texten von Bernd Lubowski und Hans Eppendorfer.
Im 1885 Jahr entsteht auch das Konzert-Plakat "HOMMAGE Á MARLENE" von Jürgen Draeger für das deutsche Schauspielhaus Hamburg zu Ehren des Weltstars Marlene Dietrich.
Die Galerie Ruf veranstaltet in München zum Thema Zirkus die Ausstellung PICASSO, DALI, MIRÓ & DRAEGER. Auf den Außentiteln der Einladungskarte befindet sich ein Motiv von Chagall und eine Zeichnung aus Draegers Zyklus "Don Gil von den Grünen Hosen". Am Tag der Eröffnung wuerden sämtliche Draeger-Werke verkauft. Daraufhin entschließt sich die Galerie Ruf den erfolgreichen Künstler mit neuen Arbeiten auf der Kunstmesse Basel zu präsentieren.
Jürgen Draeger begleitet auf Wunsch des Regisseurs Rainer Werner Fassbinder malerisch die Verfilmung des Skandal-Romans "Querelle" von Jean Genet im Berliner Filmstudio. Nach Literatur und deren Verfilmung sollen Draegers Zeichnungen über das Thema Gewalt und Leidenschaft die dritte künstlerische Interpretation sein.
Kurzmonatge aus der Originalfassung des Films "Querelle" von Reiner Werner Fassbinder
Jeanne Moreau interpretiert "Each man kills the thing he loves", welches von Peer Raben extra für den Film "Querelle" komponiert wurde. Die interessante Entstehungsgeschichte hinter dem Lied erfahren Sie hier.
Überraschender Youtube-Fund am 18.03.2015 von einem spanischem Kurzfilm mit nachgestellten Szenen aus dem originalen Querelle-Film von Rainer Werner Fassbinder.
Als Arbeitsmaterial bevorzugte Jürgen Draeger Kohle u. Kreide auf Packpapier: Materialien, mit denen der Schriftsteller Jean Genet seinen Roman im Gefängnis verfasste. Hier zeigen wir Ihnen eine kleine Auswahl an Zeichnungen aus dem Querelle Zyklus. Links der Hauptdarsteller Brad Davis als Querelle, mittig Jeanne Moreau als Lysiane und rechts der Regisseur Rainer Werner Fassbinder.
Andy Warhol und Jürgen Draeger erhalten von Fassbinder den Auftrag jeweils ein "Querelle" Kinoplakat zu gestalten.
Nach den Dreharbeiten verstirbt Rainer Werner Fassbinder am 10. Juni 1982 in München. Danach lehnt der Filmverleih die Plakatentwürfe von Warhol und Draeger ab. Ein deutscher Verlag dagegen verkauft die Warhol und Draeger Entwürfe als Kunstdrucke weltweit.
Im Rahmen der Berliner Welturaufführung des letzten Fassbinder Films "Querelle" im September wird erstmalig Draegers QUERELLE-ZYKLUS in der KaDeWe-Galerie der Öffentlichkeit präsentiert. Kunstkritik und Publikum feiern einen sensationellen Erfolg. Die Ausstellung geht auf Europa-Tournee und hat über 190.000 Besucher.
Zur Ausstellung im KaDeWe entsteht zudem ein Querelle-Buchband.
Zitat von Jürgen Draeger:
"Nach Fertigstellung des Films verstarb Fassbinder. Mein Berliner Zyklus war noch nicht vollendet. In Trauer verließ ich Berlin und zog in ein leerstehendes Haus in Hamburg und klebte alle Fenster mit schwarzer Pappe zu und lebte in künstlerischer Isolierhaft. Am 2. August riss ich zu meinem Geburtstag die Verdunkelung von den Fenstern. Mit 135 Werken hatte ich den Bilderzyklus vollendet. Draußen glühte der schönste Sommer.
Der Art-Direktor vom ZEIT-Magazin Manfred Manke war der erste Besucher: "Du musst daraus ein Buch machen!" Kein Verleger wollte das. So verpfändete ich meinen Bausparvertrag. Manfred Manke machte das Layout und Bernd Lubowski schrieb den Text.
Am 17. Sept. 1982 wurde der QUERELLE-ZYKLUS erstmalig komplett in der KaDeWe-Galerie Berlin ausgestellt incl. Fadengebundenes auf Ingres-Büttenpapier gedrucktes großformatiges Kunstbuch. Die Buch-Kritiken waren super.
Der Verlag Edition Braus-Heidelberg übernahm den Vertrieb und produzierte die zwei nächsten Kunstbücher vom "Circus Roncalli Zyklus" und "Ein Käfig voller Narren Zyklus" mit sehr großem Erfolg."
Jürgen Draeger studiert auf Oskar Kokoschkas Sommerakademie in Salzburg die Technik von Radierung und Kupferstich bei Prof. Otto Egelau. Beide Techniken zählen zum Tiefdruckverfahren. Bei der Radierung wird durch einen Ätzvorgang mit Säure die Metalldruckplatte unregelmäßig angegriffen. Die zuvor aufgetragene Deckschicht verhindert, dass unerwünschte Flächen vertäzt werden. Beim Kupferstich werden hingegen durch das Einschneiden der Druckplatte sehr exakte Details in der Abbbildung realisierbar. Interessante Ergebnisse sind duch eine Kombination beider Verfahren möglich. Die alte Kunst auf polierten Kupferplatten Bildkompositionen einzugravieren verlangt geduldige Liebe zum Material. Zumal das gewählte Motiv spiegelverkehrt eingeritzt werden musste. Die gewünschte Druckfarbe wird mit einem Lappen auf die Druckplatte aufgerieben. Gewünschte Freiflächen müssen per Hand nachträglich gesäubert werden. Somit ist jeder Druck ein Unikat. Das Druckpapier muss zuvor eine Nacht eingefeuchtet werden. Hierbei nutzt man den Kapillareffekt, dass das Papier die Druckfarbe besser aufnehmen kann.
Bildtitel: BERLINER TREPPENHAUS, MEINEKESTRASSE 4
Technik: Kombination aus Radierung und Kupferstich
Papier: handgeschöpftes Büttenpapier ca. 300g/m²
Format: ca. 26,8 x 26,4 cm
Auflage: 30 Exemplare
Künstler Handabzüge
Aus der Depression des geteilten und eingemauerten Berlins kommt dem Künstler Jürgen Draeger der Entschluss sich mit eine Malreise nach Italien zu befreien. Draeger kauft sich einen roten Fiat Spider und füllt den Wagen mit Malmaterial.
In Rom beobachtete der Maler Giorgio de Chirico auf der Spanischen Treppe den Unbekannten beim Zeichnen. Den Meister des Surrealismus gefällt Draegers eigenwillige Handschrift und er organisierte eine Einzelausstellung im Café Greco in der Via Condotti. Zur Vernissage erscheint der Regisseur Federico Fellini. Der Oscar Preisträger kommentierte ein Werk:
„Che sorpresa!“ - Welch eine Überraschung! -
„Purtroppo, questo motivo non la mia idea.“ - Leider ist dieses Motiv nicht meine Idee. - und kauft Draegers eigenwillige Interpretation der italienischen Selbstdarstellung. Federico Fellini war selbst ein großartiger Zeichner.
Federico Fellini engagiert den Berliner Jürgen Draeger als Kostüm- und Bühnenbildner für den Film "Roma". Die Dreharbeiten werden mehrfach unterbrochen. Die Filmpremiere ist am 28. März 1972.
Der römische Fotograf Roberto Ferrentini fotografiert den Fellini-Bühnenbildner Jürgen Draeger an der Spanischen Treppe in Rom. Der Textdichter Bruno Balz begleitet Draeger zu den Dreharbeiten von "Roma" in die Filmstadt Cinecittà. Dort hatte er 1941 sein Lied “Mama“ für den Film „Mutter“ geschrieben, das einst der weltberühmte Opernsänger Benjamino Gigli im Film interpretierte. Aber erst mit Heintje wird der Titel im Oktober 1967 ein Super-Hit. Was sich hinter der Geschichte das Mama-Liedes verbirgt erfahren Sie hier.
Mit Blick auf ein altes Mietshaus, das den II. Weltkrieg überlebt hatte, entsteht vor der Kneipentür vom „Dürer-Eck“ gegenüber des S-Bahnhof Friedenauan das Ölbild „Berliner Häuser“.
Gemälde "Berliner Häuser", Öl auf Leinwand, Maße 80 x 60 cm
S/W Reproduktion aus dem Ausstellungskatalog Große Berliner Kunstausstellung 1960
Das Gemälde "Berliner Häuser" wird als Beitrag zur "Jungen Kunst" von der Jury der Großen Berliner Kunstausstellung angenommen. Der Regierende Bürgermeister Willy Brandt eröffnet die 700 Werke umfassende Präsentation zeitgenössischer Kunst. Am Höhepunkt der abstrakten Malerei überrascht Draeger die Kunstkritik mit seinem Realismus. Das gelobte Gemälde wird vom Meister der Evergreens Textdichter Bruno Balz ("Kann denn Liebe Sünde sein?") erworben. Daraus entwickelt sich eine lebenslange Freundschaft.
Mit 15 Jahren erhält er eine Sondergenehmigung für ein frühzeitiges Studium für Akt- und Portraitkunst an der Hochschule für Bildende Künste Berlin.